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Impuls zum 17. März 2024

Uzum 5. Fastensonntag

Von Albert Hohmann (Föhren), pax christi Trier

Lesung Jer 31,31-34
31 Siehe, Tage kommen - Spruch des HERRN -, da schließe ich mit dem Haus Israel und dem Haus Juda einen neuen Bund. 32 Er ist nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe an dem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus dem Land Ägypten herauszuführen. Diesen meinen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich ihr Gebieter war - Spruch des HERRN. 33 Sondern so wird der Bund sein, den ich nach diesen Tagen mit dem Haus Israel schließe - Spruch des HERRN: Ich habe meine Weisung in ihre Mitte gegeben und werde sie auf ihr Herz schreiben. Ich werde ihnen Gott sein und sie werden mir Volk sein. 34 Keiner wird mehr den andern belehren, man wird nicht zueinander sagen: Erkennt den HERRN!, denn sie alle, vom Kleinsten bis zum Größten, werden mich erkennen - Spruch des HERRN. Denn ich vergebe ihre Schuld, an ihre Sünde denke ich nicht mehr.

Gott gibt nicht auf
1. Vor der Eroberung Jerusalems hat Jeremia die Mächtigen Israels herausgefordert, indem er ihnen eine Politik ohne Vertrauen auf den HERRN und ihre Missachtung der Tora vorwirft. So heißt es in Jer 5: „Man findet unter meinem Volk Frevler, die den Leuten nachstellen und Fallen zurichten, um sie zu fangen, wie’s die Vogelfänger tun. Ihre Häuser sind voller Tücke, wie ein Vogelbauer voller Lockvögel ist. Daher sind sie groß und reich geworden, fett und feist. Sie gingen mit bösen Dingen um; sie hielten kein Recht, der Waisen Sache führten sie nicht zum Erfolg und halfen den Armen nicht zum Recht. Sollte ich das an ihnen nicht heimsuchen, spricht der Herr, und sollte ich mich nicht rächen an einem Volk wie diesem?“ Jeremia wird verfolgt und es ändert sich nichts. So wird Jerusalem erobert und zerstört.

Die Zerstörung Jerusalems und das Exil sind die große Katastrophe, die über Israel hereingebrochen ist. Die Verbannten sehen das als Strafe und Folge für das Brechen des Bundes an. Man hat die Tora, die Weisung des HERRN missachtet. Die Zusage „Ihr werdet mein Volk sein / und ich werde euer Gott sein.“ scheint nicht mehr zu gelten. In diese Trostlosigkeit des Exils hinein verkündet das Lesungswort aus dem Propheten Jeremia neue Hoffnung. Die Schuld des Bundesbruchs wird vergeben. Der Bund wird erneuert und erhält einen neuen Charakter. Die Tora, die Weisung des HERRN wird nicht mehr nur überliefert, sie wird ins Herz geschrieben. Die Belehrung wird überflüssig, da jeder den HERRN erkennt. Gott gibt sein Volk nicht auf. Durch die Katastrophe hindurch wird der Bund vertieft.

2. Das Wort vom „Neuen Bund (Testament)“ hat in der Geschichte des Christentums eine dominante Bedeutung gewonnen. Es wurde als Gegensatz zum „Alten Bund“ interpretiert. Damit ging eine Abwertung des Sinaibundes und ebenso des Judentums mit all den antisemitischen Folgen in der Kirchengeschichte einher. Es ist Zeit, auf die Geschichte Gottes mit seinem Volk einen neuen Blick zu werfen. Der Alttestamentler Erich Zenger weist ausdrücklich darauf hin, dass die Geschichte Israels, die sich nach seiner Befreiung auf den Sinaibund gründet, nur als eine Geschichte im Horizont des „erneuerten Sinaibundes“ begreifbar ist. Letztlich sei auch die Botschaft Jesu, seines Todes und seiner Auferstehung nicht die Abkehr von einem alten, überholten Bund, sondern die Mithirneinnahme in den erneuerten Gnadenbund, aus dem Judentum und Kirche gleichermaßen leben, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Der nach dem Bundesbruch erneuerte Bund bedeutet keine Trennung, sondern verweist auf die gemeinsame Wurzel.

3. In einem Buch zum Thema Erfolg wird von einem neunjährigen Jungen berichtet, der sagte: „Wenn ich nicht den Übergang von der Grundschule zum Gymnasium schaffe, dann ist mein Leben gelaufen.“ Und weiter heißt es dort:
„Mit anderen Worten: Schon Kinder in der Grundschule haben verinnerlicht, dass sie unbedingt erfolgreich sein müssen. Sie erleben in einem doppelten Sinne in der Schule einen „Klassenkampf”: zum einen den Konkurrenzkampf um gute Noten in ihrer Schulklasse und zum anderen den gesellschaftlichen Konkurrenzkampf, in dem die Weichen für ihre zukünftigen Lebensmöglichkeiten gestellt werden.“ Gerne hätte man dem Jungen Freude am Spiel mit den anderen Kindern gewünscht.

Selbstoptimierung und Konkurrenzkampf heißen die Anforderungen an die Mitglieder unserer Gesellschaft. Die Weisung der Tora offenbaren ein anderes Bild. Es geht um Barmherzigkeit und Solidarität. In der Gerichtsszene in Mat 25 ist davon die Rede: „Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; … ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben.“

Die Botschaft vom erneuerten Bund sagt, dass es dafür keine Belehrung braucht. Die Weisheit der Tora ist im Herzen verankert. Wer sich beim HERRN verankert, kann sie finden und den Schleier der gesellschaftlichen Indoktrination durchbrechen. Ich glaube, unsere wöchentlichen Impulse sind ein Beitrag dazu.

4. Martin Buber (Erzählungen der Chassidim) erzählt: „Die Schüler fragen den Zloczower Maggid: „Es heißt im Talmud, unser Vater Abraham habe das ganze Gesetz erfüllt. Wie ist das möglich, da es ihm noch nicht gegeben war?“ „Es tut nichts Not“ sprach er, „als Gott zu lieben. Willst du etwas tun und du merkst, es möchte deine Liebe mindern, wisse, es ist Sünde; willst du etwas tun und du merkst, daraus wird sich deine Liebe mehren, wisse, dein Wille ist in Gottes Wille geschickt. So hielt es Abraham.“

Joh 12, 20-33
20 Unter den Pilgern, die beim Fest Gott anbeten wollten, gab es auch einige Griechen. 21 Diese traten an Philippus heran, der aus Betsaida in Galiläa. stammte, und baten ihn: Herr, wir möchten Jesus sehen. 22 Philippus ging und sagte es Andreas; Andreas und Philippus gingen und sagten es Jesus. 23 Jesus aber antwortete ihnen: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht wird. 24 Amen, amen, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es reiche Frucht. 25 Wer sein Leben liebt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben. 26 Wenn einer mir dienen will, folge er mir nach; und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren. 27 Jetzt ist meine Seele erschüttert. Was soll ich sagen: Vater, rette mich aus dieser Stunde? Aber deshalb bin ich in diese Stunde gekommen. 28 Vater, verherrliche deinen Namen! Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe ihn schon verherrlicht und werde ihn wieder verherrlichen. 29 Die Menge, die dabeistand und das hörte, sagte: Es hat gedonnert. Andere sagten: Ein Engel hat zu ihm geredet. 30 Jesus antwortete und sagte: Nicht mir galt diese Stimme, sondern euch. 31 Jetzt wird Gericht gehalten über diese Welt; jetzt wird der Herrscher dieser Welt hinausgeworfen werden. 32 Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen. 33 Das sagte er, um anzudeuten, auf welche Weise er sterben werde.

Jesus geht ans Kreuz – Gott gibt nicht auf
1. In der Perspektive des erneuerten Bundes, den Jeremia verkündet, kann man den Weg, den Jesus geht, als Bestätigung verstehen, dass Gott nicht aufgibt, bei den Menschen zu sein und ihren Schalom, ihr Heil und ihren Frieden zu verwirklichen.

In seiner Solidarität mit den Menschen geht Jesus bis zum niedrigsten Platz auf Erden bis zum Kreuz, den Hinrichtungsort für Verbrecher. Diese Erniedrigung bis zum Kreuz bringt reiche Frucht. Er wird die Seinen an sich ziehen. Das ist zugleich Gericht über die Welt und Verherrlichung des Menschensohns. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und reiche Frucht bringt. Wer ihm nachfolgt, soll sich nicht an den Gegebenheiten dieser Weltzeit orientieren, sondern den Weg des Dienens einschlagen.

Das Johannesevangelium ist geprägt von der Verfolgungs- und Bedrängnissituation seiner Gemeinden. Sie werden gestärkt durch die Heilszusage Jesu, dass er die Seinen an sich ziehen wird.

2. Es liegt auf der Hand, dass unsere Welt durch Unfrieden und Zerstören geprägt ist. In unserer Gesellschaft leben, heißt oft individualistisch und atomisiert leben. Die Menschen sollen sich dem Konkurrenzkampf stellen und sich selbst optimieren. Beziehungen werden zum Nutzkalkül. Narzissmus grassiert. Grundlegende Gemeinschaftsbezüge werden ausgehöhlt. Einsamkeit und die Unfähigkeit, Beziehungen einzugehen, nehmen zu.
In der Tora und in ihrer Interpretation durch Jesus geht es um das Wohl der Menschen innerhalb ihrer Gemeinschaft. Wer auf seine Schwester und seinen Bruder achtet, fördert es. Wer diese übervorteilt oder missachtet, zerstört dieses Wohl, diesen Schalom. Es geht um Barmherzigkeit und Gerechtigkeit.

Wohne in mir 
Huub Oosterhuis

Du hast uns zur Freiheit berufen.

Dass wir die Freiheit nicht missbrauchen 
und im Weglosen ein jeder den eigenen Weg gehen.

Der du das Wort zu uns gesprochen hast, das unsere Seele füllt,
sei Feuer in uns, sei guter Wille in uns;
dass wir nach Wegen suchen, um einander zu dienen.

Dein Geist möge uns treiben, dass wir nicht lüstern sind nach uns selbst, 
abgewandt von unseren Nächsten und dir –
wir, die wohl liebhaben wollen, und es dennoch nicht tun.

Hüte mich vor mir selbst, dass ich nicht losgelöst lebe, steuerlos, fern von dir.
Dass ich nicht anbete Geld und Macht, vom Besitz besessen, versklavt.

Dass wir einander nicht beißen und zerfleischen.
Mach uns abgeneigt der Gewalt,
dass wir Versöhnung stiften, Freundschaft schließen.

Dass Barmherzigkeit und Weisheit wachsen mögen in unserer Mitte.
Dass Recht und Friede in unserer Mitte wohnen.

Der du nicht wohnst im bloßen Menschenwerk,
der du uns gemacht hast, nimm Aufenthalt in uns.

Wohne in mir in Ewigkeit.